Page 24 - Taxikurier Januar 2023
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AUS DEM GEWERBE
➔ EINE ÄRA GEHT ZU ENDE
Von Birgit Heller
Michael Bauer ist vielen Münchner Taxlern ein Begriff, manchem als Taxiunternehmer und -fahrer oder auch als Fachanwalt
für Verkehrsrecht. Nun wird der rührige Kollege zum Ende des Jahres 2022 seine Kanzlei schließen und in den wohlverdienten
„Unruhestand“ gehen. Wir sprachen in seiner Kanzlei mit ihm. Dort erwartet den Klienten oder Gast neben Michael Bauer
ein großer schwarzer Labrador, der jeden sehr freundlich begrüßt und auch Leckerlis nicht abgeneigt ist. Herr und Hund sind
eine Symbiose und seit vielen Jahren ein besonderes Team.
TAXIKURIER: Herr Bauer, wie kamen Sie kauft. So wurde ich mit Taxi 1374 Taxi- TAXIKURIER: Wie kamen Sie dann zum
zum Taxigewerbe nach München? unternehmer bei der Taxigenossenschaft. Verkehrsrecht?
1979 erfuhr ich, dass die Stadt wieder Kon-
MICHAEL BAUER: Ich bin in Pfaffenhofen zessionen vergibt. Da habe ich den 3643 MICHAEL BAUER: Durch das Taxifahren
aufgewachsen. Geboren bin ich in Glonn bekommen. Zwei Freunde, die Jura studier- wurde ich zwangsläufig mit verkehrsrecht-
bei Ebersberg. Meine Eltern lebten in ten, waren da mit dabei. Unser Büro war in lichen Themen konfrontiert. Ob es 1983 die
einem Dorf im Landkreis Pfaffenhofen. der Zugspitzstraße. Gemeinsam hatten wir Novelle des Personenbeförderungsgesetzes
Später zogen wir dann nach Pfaffenhofen, sechs Fahrzeuge. war oder andere Dinge, immer wieder war
wo mein Vater als Rektor der Hauptschule Verkehrsrecht für mich ein Thema.
tätig war. TAXIKURIER: Und wie kam es dann
zur Anwaltskarriere? Zu Beginn meiner Anwaltstätigkeit kamen
Eigentlich hat es mich nie nach München die ersten Mandanten aus dem Taxigewer-
gezogen. 1977 wollte ich Freunde in Was- MICHAEL BAUER: 1982 habe ich den 3643 be, vor allem auch mit verkehrsrechtlichen
serburg am Inn treffen. Da ich zu dieser verkauft und meine Frau und ich sind meist Anliegen. Ich besuchte von Anfang an re-
Zeit in Rosenheim an der Fachhochschule nachts auf dem 1374 Taxi gefahren. Aber gelmäßig Seminare zum Verkehrsrecht und
Holztechnik studierte, war der Weg nicht irgendwie hat es mich gereizt, noch ein als das möglich wurde, auch Fortbildungen
weit. Die zu besuchenden Freunde waren Studium zu beginnen. Das Studium der zum Fachanwalt für Verkehrsrecht. Den
gerade auf dem Weg nach München zu ei- Holztechnik hatte ich nach zwei Jahren Fachanwaltstitel bekam ich dann 2005 als
nem Genesis – Konzert. Da ich darauf keine abgebrochen, weil ich merkte, dass das einer der ersten in München. Bis dahin gab
Lust hatte und ein anderer aus der Gruppe Ganze mir doch nicht so lag. Nach einem es nur wenige Fachanwaltschaften, so zum
auch nicht, wurden wir beide in München Intermezzo an der Hochschule für Politik Beispiel für Strafrecht, Familienrecht,
abgesetzt. Wir landeten in einem griechi- München, begann ich an der LMU ein Jura- Steuerrecht. Streng genommen war ich
schen Lokal. Nach diversen Ouzo und studium. Jura interessierte mich und die
Weißbier stand der Plan, einen Taxikurs Vorlesungszeiten kamen meiner Tagespla-
zu besuchen. Was daraus wurde, ist eine nung sehr entgegen. Ich musste ja zum
andere Geschichte. Geldverdienen Taxifahren und Zeit für die
Familie sollte auch noch sein. Nach 12 Se-
TAXIKURIER: Von der Hochschule für mestern hatte ich das erste Staatsexamen
Holztechnik in Rosenheim zum Taxiunter- in der Tasche. Während des Studiums bin
nehmer in München und Fachanwalt für ich viel Taxi gefahren. In der Referendar-
Verkehrsrecht ist es ein ungewöhnlicher zeit habe ich einen Fahrer eingestellt, da
Weg. Dies bedarf einer Erklärung. ich nur am Wochenende Zeit hatte. 1996
habe ich dann das zweite Staatsexamen
MICHAEL BAUER: Das Studium für Holz- abgelegt.
technik war meine 2. Wahl. Eigentlich woll-
te ich in Weihenstephan Forstwirtschaft Meine Frau ist 1978 und 1979 parallel mit
studieren. Diesen Wunsch hatten wohl viele mir Taxi bei einem befreundeten Unterneh-
und so sollte ich auf die Warteliste. Schade mer gefahren, damit wir gleichzeitig unter-
eigentlich, da ich nach dem Gymnasium in wegs sein konnten. Nach der Geburt der
einer Baumschule gearbeitet hatte und mir Kinder blieb sie einige Jahre zu Hause.
die Arbeit viel Spaß machte. Seit 1977 bin
ich dann in München hauptberuflich Taxi Erst von Mitte der 80ger Jahre an bis etwa.
gefahren. Ein Jahr später habe ich meine 1990 sind wir dann beide auf dem 1374
erste Taxikonzession einem Kollegen abge- gefahren.
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