Page 22 - Taxikurier Mai 2023
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UNTERHALTSAMES
➔ SCHROTTIS WELT
Von Michael Schrottenloher
BAHN Bahn, Freistaat, Bund und der Stadt einem Urteil die öffentliche Verwaltung dazu
München im Oktober 2016 wurden eine verpflichtet, alle Menschen korrekt anzu-
„Nein, nicht schon wieder” hört der Schrei- Fertigstellung im Jahr 2028 und Kosten sprechen. Bei meiner Verbeamtung habe ich
ber jetzt manch geneigten Leser aufschrei- inklusive „Risikopuffer” in einer Gesamt- einen Eid darauf geleistet, Recht und Gesetz
en, aber es hilft nix. Da müssen wir durch. höhe von 3,84 Milliarden Euro angegeben. umzusetzen und genau das tue ich mit die-
Aber dafür auch wirklich so kurz wie mög- Es geht doch nichts über exakte und sem Projekt”.
lich: am 28. März gegen 16.30 Uhr kam es, seriöse Aus sagen.
wie schon am 3. Januar, am Feldmochinger Tut sie nicht! Das Verfassungsgericht hat
Bahnübergang bei unserem Fasanerie-Taxi- sich in dem von ihr gemeinten Urteil von
stand beinahe zu einem bösen Unfall. Der GENDERN 2017 nur mit dem Geschlechtseintrag „di-
händisch mit einem Flatterband geregelte vers” beschäftigt, keineswegs aber damit,
Bahnübergang blieb wohl wegen menschli- Eigentlich gibt es dieses Wort gar nicht, weil ob es diskriminierend sei, wenn in Behör-
chen Versagens geöffnet, obwohl ein Regio- es nämlich mal wieder dem unvermeidlichen dentexten nicht „gegendert” wird. Ach,
nalexpress mit 140 km ⁄ h anrauschte. Der deutsch-englischen Kauderwelsch (Denglisch Kinderinnen und Kinder, es ist einfach nur
Lokführer sah gottlob schon aus der Ferne – wie z.B. „Handy” usw.) entstammt. Die erschütternd, was dieser Denglisch- und
ein Auto auf den Gleisen stehen und gab englische Sprache kennt nur „gender” (ge- Genderscheiß mit unserer wirklich schönen
Warnsignale ab, welche den Autofahrer auf sprochen „tschender”) für „Geschlecht”, deutschen Sprache anrichtet. Die Oberbür-
die drohende Gefahr aufmerksam machten jedoch kein darauf basierendes Verb. Aber gerinnen- und Bürgermeister, alternativ
und ihm gerade noch Zeit genug gaben, aus was ficht das unsere Sprachverhunzer schon Oberbürger*innenmeister*innen stehen
dem Gleis zu rangieren. Da hätte die einge- an! Kurzum, seit 1.9.2022 hat München mit wohl schon (sprachlich) in den Startlöchern;
leitete Notbremsung auch nicht mehr gehol- Dr. Laura Dornheim (39) eine neue IT-Refe- die kommunale Parküberwachung wird Be-
fen. Schrottis Vorschlag: Bahn-Chef Richard rentin, die mit rund 1.400 Mitarbeitern im scheide an Falschparkerinnen und Falsch-
Lutz sollte sich, angetan mit einem todschi- Referat für die Digitalisierung der Stadtver- parker, alternativ Falschparker*innen oder
cken orangefarbenen Plastikjäckchen, selbst waltung verantwortlich ist. Zuletzt hatte die – besonders raffiniert – Falschparkende
dort hinstellen müssen, um bei Dreckswetter Wirtschaftsinformatikerin in Berlin eine verschicken, dann aber mit dem Zusatz
und ebensolcher Bezahlung im Schichtdienst kleine Firma mit ca. 30 Leuten geleitet, von „m ⁄ w ⁄ d”, damit sich das Falschparkende
den Bahnübergang zu sichern. So schnell wo sie noch schnell nach München umzog, nicht diskriminiert fühlt.
könnten wir gar nicht schauen, bis die um dort überhaupt als Referentin kandidie-
pope ligen Bahnschranken repariert wären! ren zu können. Aber da sie ihre Doktorarbeit Ist diesen Vergewaltigerinnen und Vergewal-
Aber so wird es mindestens noch bis zur „in Gender Studies über Frauen in Führungs- tigern (Vergewaltigenden?) unserer Sprache
Jahresmitte dauern. Mindestens. Wetten positionen in männerdominierten Branchen” überhaupt schon mal aufgefallen, wie diskri-
werden angenommen! geschrieben hat, ist sie für ihre Partei minierend unser deutscher Plural ist? Da
(Grüne) ausreichend qualifiziert, um aus heißt es immer (!) „die”, und selbst der
Und noch kurz zur 2. Stammstrecke: der dem Stand und ohne jegliche Verwaltungs- Mann wird ab zwei Stück zu „die” Männer.
CSU-Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärt- erfahrung eine solche Mammut-Behörde zu Sind Männer in der Mehrzahl immer weib-
ner ist Vize-Vorsitzender des Untersuchungs- leiten. lich? Der Schreiber fordert hiermit ultimativ,
ausschusses, der die Kostenexplosion und dass es zukünftig „der” Männer heißt! Und
die jahrelange Verzögerung bei der Fertig- Und so wurden auf ihr Betreiben durch die „die” Person geht auch nicht, wenn der Per-
stellung der 2. S-Bahn-Stammstrecke unter grünrote Stadtratsmehrheit noch im Novem- son ein Mann ist. Oder zumindest sowas
die Lupe nimmt. Baumgärtner erklärte Ende ber 2022 knapp vier Millionen Euro unserer ähnliches. Man (mit einem „n”) kennt sich
März gegenüber dem BR, er rechne mit einer Steuergelder lockergemacht, um die Münch- gleich gar nicht mehr aus. Immerhin unser
Fertigstellung bis 2037 (also 20 Jahre nach ner IT-Verwaltung „gendergerecht” umzu- langjähriger Bundeskanzler Helmut Kohl
Baubeginn) und mit Gesamtkosten von krempeln. Bis 2026 sollen in allen Texten blickte noch durch, wie er mit dem verbürg-
14 Milliarden Euro. Aus dem bayerischen der Stadtverwaltung, also von Verlautbarun- ten Ausspruch bewies: „Die Mehrheit der
Verkehrsministerium seines Parteifreundes gen aus dem Rathaus bis zu Formularen in deutschen Frauen ist weiblich”.
Bernreiter kam ein lauwarmes Dementi: Behörden, „alle Geschlechter" etwa mit
„Eine solche Entwicklung ist nicht erkennbar Hilfe von Gendersternchen angesprochen
(...) niemand kann heute seriös sagen, wie werden. KREUZHOF
sich die Baupreise über diese lange Zeit ent-
wickeln werden”. A propos seriöse Zahlen: Gegenüber der Abendzeitung gab sie an: 1966 wurde das erste Teilstück der A 95
bei der Vertragsunterzeichnung zwischen „Das Bundesverfassungsgericht hat mit (Autobahn GAP) vom Luise-Kiessel-
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