Page 21 - Taxikurier September 2021
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VIP IM TAXI
La Rocca Photo
➔ PASCAL BREUER
Ein beliebter Frankoösterreicher wird das Münchner Publikum im nahm ein Taxi. Der Fahrer sah aus wie eine Mitglied von ZZ Top:
September in der Komödie im Bayerischen Hof zum Lachen bringen. lange Haare, überall tätowiert und gepierct mit Ledersachen – ein
Pascal Breuer, Sohn einer französischen Mutter und eines österrei- Rocker vom Feinsten. Dieser Fahrer brachte ihn wohlbehalten zu sei-
chischen Vaters, zählt zu den wohl beliebtesten Schauspielern im nem Ziel und später auch wieder zum Flughafen. Dort erfuhr Pascal
deutschsprachigen Raum. Ihm wurde sein Talent in die Wiege ge- Breuer, dass der Flieger erst einen Tag später fliegen würde, da zu
legt. Väterlicherseits stammt er aus einer berühmten, altehrwürdi- wenige Passagier da waren. In seiner Not bestellte er wieder ein Taxi
gen Schauspielerdynastie. Der heute 55-Jährige wirkt im Gespräch und wieder erschien der schon bekannte Taxifahrer. Als er von der
sehr geerdet und allürenfrei. Zwar hat er kaum noch Verbindungen Notlage hörte, lud der Taxler den Schauspieler zu einem Barbecue
nach Österreich, aber Wien ist für ihn die Stadt, die ihn berührt und mit seinen Freunden ein. Also fuhren die Beiden los. Plötzlich wurde
zur Freude des Münchner Publikums ist die Landeshauptstadt die Breuer klar, dass er keine Ahnung hatte, wohin sie fuhren. Neben
Stadt, für die sein Herz schlägt, wo er zu Hause ist. ihm lag seine teure Kamera und der Fahrer hatte bei der ersten Fahrt
gesehen, dass er ausreichend Bargeld dabei hatte. Jetzt schossen
Pascal Breuer wirkt zwar sehr jung geblieben, aber im Gespräch ent- ihm die schlimmsten Bilder durch den Kopf und Schlagzeilen wie:
deckt man eine fast philosophische Altersweisheit, die ihresgleichen „Patric Breuer in der australischen Wüste verschollen…“. Sie fuhren
sucht. Seine grundsätzlich positive Einstellung zum Leben und seine gefühlte Stunden bei sengender Hitze durch die Wüste und plötzlich
Gelassenheit ist wohl seiner väterlichen Seite zu verdanken. Er sagt erschienen am Horizont einige Wellblechhütten, ein winziges Kaff
selbst, dass es wohl keine Zufälle gibt. „Alles hat eine Bedeutung, inmitten des Outbacks. Bei ihrer Ankunft wurden sie von ähnlich
auch wenn man diese nicht sofort erkennt. Auch aus allem Schlech- aussehenden Typen (einige mit Pittbulls) wie dem Fahrer herzlich
ten kann man lernen und sich weiter entwickeln. Jede Medaille hat begrüßt und es stellt sich heraus, dass dies die Taxizentrale und die
zwei Seiten.“ Der Mime, mit seiner positiven Ausstrahlung, gibt la- Männer alles befreundete Taxler waren. Der Abend entwickelte sich
chend zu, dass er in seinem Alter zum Glück die midlife crisis über- zu einem wunderbaren Erlebnis. Am Morgen schenkten die Männer
wunden hat und es für ihn wichtig ist, im Kopf jung zu bleiben. Die ihm auch noch frische Sachen, da seine noch am Flughafen waren,
Beweglichkeit der Gedanken, wie er sagt, macht das Jungsein aus. und fuhren ihn zurück in die Zivilisation. (BH)
Alt ist man erst, wenn man nicht mehr für Neues offen ist. Sein
Leben wurde vom Beruf bestimmt. Es hört sich fast unglaublich an,
was Pascal Breuer alles anpackt. Zuerst einmal legt er Wert darauf, Das Stück
dass es eigentlich zwei Berufe sind, wenn man von einem Theater-
schauspieler und einem Filmschauspieler spricht. Das Theater ver- Henrike und Claudine sind alte Freundinnen, da kann man die je-
langt ständige Präsenz in chronologischem Spiel, vor der Kamera weils andere schon mal unangemeldet besuchen – keine Frage. Doch
werden ganz andere Anforderungen gestellt und die einzelnen als Claudine jetzt bei Henrike und ihrem Mann Bernhard aufkreuzt,
Szenen erfordern punktuell höchste Konzentration. Neben diesen um den beiden Uwe, ihren Zukünftigen, vorzustellen, droht dieser
beiden Sparten ist Pascal Breuer auch Synchronsprecher, schreibt Besuch zum Stich ins Wespennest zu werden: Henrike ist nämlich
Synchronbücher, führt Regie und inszeniert selbst Stücke. Dabei fas- gerade im Begriff, sich von Bernhard zu trennen, aber das will sie
ziniert ihn, dass er als Regisseur nicht nur an einem Stück arbeiten, der Freundin natürlich nicht gleich zur Begrüßung auf die Nase bin-
sondern auch Bühnenbild, Kostüme und vieles andere mit entwi- den. Auch dass sie mal was hatte mit dem charmanten Uwe, ist zwar
ckeln kann. Dabei kann er aus einem Pool von Erfahrungen aus allen kaum zu übersehen, geht aber keinen was an. Allerdings scheint
Bereichen seines künstlerischen Schaffens schöpfen. Dass er jetzt auch ihre Mutter, die zu Bernhards Leidwesen mit im Haus wohnt,
wieder einmal an der Komödie im Bayerischen Hof spielen darf, ist seltsam vertraut mit dem Unbekannten! Und dass der Neue von
für ihn eine besondere Freude. Das ist für ihn ein Heimspiel. Gerade Henrikes Tochter Eva, von dem sie am Telefon so schwärmt, ausge-
nach Corona ist es für ihn wichtig, Theater zu spielen. Dabei denkt rechnet Uwe heißt, ist doch sicher auch kein Zufall! Bei einem sol-
er an all die Menschen, die als Festangestellte, wie Bühnenarbeiter, chen Frauenverschleiß kann es kaum verwundern, dass Uwes Handy-
Techniker u.v.a., um ihren Job gebangt haben. geflüster „mein Goldstück, mein heißes kleines Goldstück“ seiner
Sekretärin Frau Sommer gilt …
In München fährt Pascal Breuer seit vielen Jahren gern Taxi. Er
schätzt die interessanten Gespräche mit den Fahrern und kann sich ➔ Wiederaufnahme-Premiere: 2. September 2021, 20 Uhr.
noch gut an die Zeit erinnern, in der man noch nach Raucher- und ➔ Weitere Vorstellungen:
Nichtrauchertaxis unterschieden hat. Dieses Laster, das Rauchen, am 3.9., 4.9., 5.9., 9.9., 10.9., 11.9., 12.9.2021, jew. 20 Uhr.
hat er längst aufgegeben. Beim Thema Taxi erinnert er sich gern an ➔ Auf unserer Freiluftbühne Gasthaus Siebenbrunn,
ein besonderes Erlebnis in Australien. Er hatte gerade auf dem Siebenbrunner Straße 5, 81543 München.
Traumschiff gedreht und war auf einem kleinen Flugplatz in Ayers Bei schlechtem Wetter Ersatztermin oder Kartenumtausch.
Rock gelandet, mitten im Outback bei brütender Hitze. Dort gab es
etwas entfernt eine Ausstellung, die er unbedingt sehen wollte und Weitere Informationen unter: www.komoedie-muenchen.de
SEPTEMBER 2021 ⁄ TAXIKURIER ⁄ 21