Page 24 - Taxikurier September 2022
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STADTKUNDE MÜNCHEN

            ➔ TRUDERING – VOM DORF ZUM STADTTEIL










           In den Urkunden taucht der Name Truchteringa zum ersten Mal im Jahr 772 auf, also fast 400 Jahre vor der
           Erhebung Münchens zur Stadt im Jahr 1158 – ähnlich den meisten eingemeindeten Dörfern. Der Truchthari-Anger,
           benannt am 22. Juni 1933, bezieht sich darauf mit der Erklärung: „Alte Bezeichnung für die Sippe, von der
           der Name Trudering abgeleitet wurde.“



           Der Anführer dieser Sippe hieß Truchtaro   fand sich um die Pfarrkirche Sankt Peter   November 1918 war dieses Verbot aber
           und man siedelte sich um das Jahr 500 in   und Paul. Karotschstraße, Kilihofstraße,   nicht mehr aktuell und es entstand 1920
           dieser Gegend an. Der Familienverband ge-  Schmuckerweg sowie Windbauerstraße hal-  die Michaeliburgstraße in Berg am Laim.
           hörte dem Volk der Bajuwaren an, woran   ten die Namen von Bauernhöfen in der Er-  Der Name „Waldtrudering“ erschien erstma-
           die Bajuwarenstraße vom 22. Juni 1933 er-  innerung wach. Strasstrudering lag an der   lig 1911. Die Besiedlung begann bereits
           innert; davor hieß sie Perlacher Straße. So   Kreuzung der Wasserburger Landstraße mit   1903 mit Wochenendhäusern. Der Verein
           um 1080 schenkte die adlige Besitzerin,   der Bajuwarenstraße. Nach dortigen Höfen   „Freie Interessen-Vereinigung Waldtrude-
           Uta, ihren 190 Hektar umfassenden Grund-  sind benannt Bognerhofweg, Haferhofweg,   ring“ stellte im Jahr 1911 bei der Gemein-
           besitz der Kirche Sankt Peter und Paul, de-  Hanslbauerstraße, Kurzhuberstraße, Rothu-  deverwaltung den Antrag, der Kolonie aus
           ren Vorgängerbau anstelle der heutigen Kir-  berweg und Scharerweg. Die überörtlichen   20 Häusern, die in den vergangenen Jahren
           che an der Kirchtruderinger Straße 2 stand   Straßen von Strasstrudering aus waren die   um das Gasthaus „Phantasie“ herum ent-
           – umbenannt am 22. Juni 1933, davor hieß  Wasserburger Landstraße, die Perlacher   standen waren, offiziell den Namen „Wald-
           sie lediglich Kirchstraße. Der Grund für   Straße (seit 22. Juni 1933 Bajuwarenstra-  trudering“ zu geben. Die bei der Eingemein-
           Utas Großherzigkeit soll ein Akt der Rache   ße), die Münchner Straße (Truderinger   dung 1932 übernommene Phantasiestraße
           an ihrem bösartigen Ehemann gewesen   Straße seit 1933 aus Berg am Laim verlän-  erinnert an die Lokalität. Der Gemeinderat
           sein. Daran erinnert die bei der Eingemein-  gert) sowie die Berg-am-Laim-Straße (seit   Trudering lehnte dieses Ansinnen 1911 ab,
           dung übernommene Frau-von-Uta-Straße   1933 Kreillerstraße). Von Kirchtrudering   aber 1937 traf dann die ersehnte Genehmi-
           mit der Erläuterung: „Nach der sagenhaften   aus führten das Daglfinger Straßl (seit   gung ein. Die Waldtruderinger Straße wurde
           Frau von Uta, die in Trudering gelebt haben  1933 Brukenthalstraße), die Riemer Straße   1932 übernommen, obwohl der Name offi-
           soll, und der als Wohltäterin der Gemeinde   (seit 1933 Leonhardiweg), der Gronsdorfer   ziell noch gar nicht existierte. Die Anfänge
           noch heute gedacht wird.“ An der Waldtru-  Kirchweg (seit 1933 Emplstraße) sowie der   der „Gartenstadt Trudering“ liegen im Jahr
           deringer Straße 60 steht außerdem der   Zamdorfer Weg (seit 1933 Heltauer Straße)   1917, als Grundstücke parzelliert und an
           denkmalgeschützte Uta-Brunnen, aufge-  zu den entsprechenden Örtlichkeiten.   Siedler verkauft wurden. Eine „Interessen-
           stellt im Jahr 1914. Die Kirche verpachtete                         Vereinigung Gartenstadt Trudering“ gab
           den Grund und Boden an Bauern, die wie-                             es bereits im Jahr 1919. Die Gartenstadt
           derum der Kirche Abgaben leisten mussten.     Vorstädtische Bebauung  wurde im Süden von der Zehentfeldstraße
                                                                               und im Osten von der Friedenspromenade
                                             An der Bahnlinie von München nach Rosen-  begrenzt. Im Norden reichte sie damals
           Gemeindebildung 1818              heim ging am 15. Oktober 1871 der Bahn-  bis zur Himalaya- und Vogesenstraße. Die
                                             hof Trudering in Betrieb und dieser Ver-  Gartenstadtstraße wurde 1932 übernom-
           Nach der Erhebung Bayerns vom Kurfürs-  kehrsanschluss führte zu einer schnellen   men. Ebenfalls 1919 schlossen sich sieben
           tentum zum Königreich am 1. Januar 1806   Siedlungsentwicklung im damals weit öst-  Siedler zur „Freien Interessen-Vereinigung
           wurde die Organisation des neuen Staates   lich der Stadt liegenden Gebiet. Der Sam-  Neu-Trudering“ zusammen. Der Bau ihrer
           effektiver gestaltet, indem das Gemein-  melbegriff „Trudering“ bürgerte sich seit-  Siedlung begann zu beiden Seiten der
           deedikt vom 17. Mai 1818 eine beschränk-  dem ein und umfasste außer Kirch- und     Solalindenstraße. Die „Truderinger Grenz-
           te Selbstverwaltung der Gemeinden unter   Strasstrudering eine Reihe von Ansiedlun-  kolonie“ trägt ihren Name von der Lage
           Aufsicht der Regierung von Oberbayern   gen. Es begann mit der „Michaeliburg“,   an der Stadtgrenze im Truderinger Wald.
           brachte – ähnlich der heutigen Kompetenz-  erstmals in den städtischen Unterlagen am   Die Kolonie entstand um 1930 aus illegal
           verteilung. Nun gab es örtliche Gemeinde-  16. Mai 1906 genannt. Die Bewohner muss-  errichteten Gartenhäusern, die später
           vorsteher und Gemeinderäte, begrenzt zu-  ten sich 1906 allerdings durch Unterschrift   von den Münchner Behörden genehmigt
           ständig für die Finanzen, die Zulassung von   verpflichten, den Namen nicht mehr zu   wurden. Der Name der Siedlung „Am
           Gewerbe, das Volksschul- und Kirchenwesen     verwenden, weil er unberechtigterweise   Moosfeld“ bezieht sich auf eine alte
           oder die Ortspolizei. Das heutige Trudering     geführt wurde, denn neue Ortsnamen be-  Flurbezeichnung, die seit dem 22. Juni
           bestand damals aus Kirch- und Strasstrude-  durften der königlichen Genehmigung.   1933 auch als Straßenname verwendet
           ring. Der Ortskern von Kirchtrudering be-  Nach dem Ende des Königreiches Bayern im   wird.




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