Page 20 - Taxikurier Juni 2022
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STADTKUNDE MÜNCHEN
➔ STARNBERGER FLÜGELBAHNHOF
Bald überbaut: Der Starnberger Flügelbahnhof in seiner heutigen Form wird im Rahmen des Umbaus
des Hauptbahnhofs bald abgerissen und mit einem höheren Gebäude neu überbaut werden – eine Gelegenheit,
sich mit seiner Vergangenheit und Zukunft zu beschäftigen.
Der erste Münchner Bahnhof entstand 1839 verdankt. Die Salzstädel wurden bereits Flügelbahnhöfe
bei der heutigen Hackerbrücke. Nach einem 1778 verlegt, und zwar vor das Neuhauser
verheerenden Brand im Jahre 1847 verlegte Tor, wo es mehr Platz gab und sie nicht Immer mehr Menschen benutzten den nun-
man ihn näher an die Stadt, wo er 1848 in dem damaligen Umbau der Stadt im Weg mehrigen Hauptbahnhof. Waren es in der
Betrieb genommen und das Empfangsgebäude standen. Aber die Lagerhäuser befanden ersten Jahren jährlich rund 142.000 Rei-
ein Jahr später eröffnet wurde. Außerhalb sich weiterhin an der Salzstraße, der Fern- sende, stieg diese Zahl im Jahr 1875 auf
des Neuhauser Tors war er auf dem Gelände straße, auf der nicht nur das weiße Gold, 1.253.000, 1890 schon auf 2.100.000,
der aufgelassenen Schießstätte entstanden, sondern viele andere Güter und Menschen 1900 sogar auf 4.600.000 und im Jahr
woran seit 1812 die Schützenstraße erinnert, mit Pferden und auf Wägen transportiert 1910 zählte man bereits 6.600.000 Fahr-
die dorthin führte. Die Bahnhofstraße wies wurden. Der Verkehrsweg nördlich der gäste. Der Zugverkehr musste also entzerrt
den Weg: Sie erhielt ihren Namen bereits Lagerhäuser hieß Hinter den Salzstädeln, werden und es entstanden zwei provisori-
1843 und wurde 1886 in Prielmayerstraße während südlich die Salzstraße verlief, eine sche Flügelbahnhöfe, der Holzkirchner und
umbenannt, weil es zur Orientierung seit uralte Bezeichnung. Seit 1839 verlagerte der Starnberger Flügelbahnhof. Letzterer
1867 den Bahnhofplatz gibt. sich der Waren- und Personenverkehr von trug und trägt die Adresse Arnulfstraße 3
der Straße auf die Schiene, die Salzstädel und bezieht seinen Namen von den Rich-
verloren ihre Funktion und wurden schließ- tungen, in die seine Züge ursprünglich ver-
Städtebauliche Situation: lich abgerissen, der Straßenname Salzstra- kehrten, also in Richtung Starnberg. Im
Salz und Pfeffer ße aber blieb. Der Magistrat erlaubte sich Jahr 1897 errichtete die Königlich-Bayeri-
nun im Jahr 1876 einen harmlosen Scherz sche Eisenbahn ein Holzhaus, das dann
Die Erhebung Münchens zur Stadt im Jahr und benannte einen kleinen Weg, der in 1921 für die Gleise 27 bis 36 durch Bahn-
1158 stand im Zusammenhang mit der heu- die Salzstraße einmündete, thematisch steige sowie ein festes Gebäude ersetzt
tigen Ludwigsbrücke, über die der Handel passend in Pfefferstraße. Die Salzstraße wurde, die während des Zweiten Weltkrie-
mit Salz, dem weißen Gold des Mittelalters, selbst erhielt 1890 ihren neuen Namen ges (1939-1945) starke Beschädigungen
abgewickelt wurde. Das wertvolle Gut be- Arnulfstraße, während erst 1954 am ande- erlitten und anschließend abgerissen wur-
wahrte man in Lagerhäusern auf, die sich ren Ende der Stadt, in Johanneskirchen, den. Am 30. April 1945 zogen US-Truppen
an der Salzstädelgasse befanden, seit 1818 als Ersatz wieder eine Salzstraße entstand. in München ein und anfangs galt noch ein
der Promenadeplatz, der seine Länge und Die Pfefferstraße aber blieb an Ort und Befehl, den ganzen Bahnhof mit Truppen
insbesondere Breite ebendiesen Gebäuden Stelle erhalten. der Wehrmacht zu verteidigen. Da jeder Wi-
derstand sinnlos und absurd gewesen wäre,
unterblieb dieses Unterfangen. Am 6. Mai
1945 wurde trotz Baustoffmangels der not-
Gesamtes Formularwesen dürftige Wiederaufbau begonnen, so dass
Autopflege / KFZ-Bedarf seit dem 24. Juli 1945 wieder Züge abge-
Taxizubehör / Taxibedarf fertigt werden konnten.
Brotzeiten / Getränke ...
... alles, was der
Taxler braucht Neubau
Der Wiederaufbau begann im Jahr 1949
Montag bis Freitag 8:30 - 13:30 Uhr nach Plänen von Heinrich Gerbl, der noch
Mittwochs geschlossen der nationalsozialistischen Architekturspra-
che verhaftet war, sichtbar am neoklassi-
GLASI S TAXISHOP zistischen Stil der monumentalen Emp-
‘
fangshalle. Seit 2010 steht sie unter
Engelhardstr. 6, Tel. 77 05 50 Denkmalschutz mit der Begründung:
„Zweigeschossiges Empfangsgebäude mit
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