Page 4 - Taxikurier März 2022
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Portraits: atelier-tacke.de
EDITORIAL
KOLLEGEN UND KONKURRENTEN
Die Silvesternacht mit dem tragischen Unfall unseres Kollegen dass alle Preise in Deutschland angepasst werden. Auch der
hat gezeigt, wie nahe Glück und Unglück beieinander liegen. Der Taxitarif wird davon nicht ausgenommen werden können, es sei
Unfall bzw. die darauf erfolgte Spendenbereitschaft zugunsten denn, das Gewerbe respektive der Unternehmer akzeptiert einen
der Familie des Kollegen hat aber auch gezeigt, welche Solidari- spürbaren Einkommensverlust bei derzeit steigender Inflation.
tät und Kollegialität im Taxigewerbe vorhanden sind, wie wir zu- Der Anstieg von 9,82 Euro auf 10,45 Euro Mindestlohn zum
sammenhalten, wenn es wirklich darauf ankommt. Leider gibt es 01.07.2022 ist ja schon gewiss.
nach wie vor keine positiven Nachrichten über den Gesundheits-
zustand des überfahrenen Taxifahrers. Die erleichterte Betriebspflichtbefreiung ist inzwischen bis zum
30.04.2022 möglich. Wie sich die Lage der Pandemie bis dahin
Zusammenhalt hat das Taxigewerbe seit jeher ausgezeichnet, entwickelt, ist eine Frage. Die andere Frage ist, wie lange das
denken wir nur zurück an die großen Demonstrationen im Zuge Taxigewerbe diese Umsatzausfälle noch verkraften kann, aber
der Scheuerwehr, oder auch nur jeder einzelne Fall kollegialer auch, wer nach einem möglichen Ende der Pandemie in den jetzt
Unterstützung damals zu Sprechfunkzeiten, wenn einer dringend stillgelegten Taxis fahren könnte, um dem späteren Bedarf ge-
um Hilfe gerufen hat. Diese eingeschworene Gemeinschaft gibt wachsen sein.
es inzwischen in dieser Form so nicht mehr, vermutlich ist die
Anonymisierung unter den Kollegen seit Einführung des Daten- Allein der Oktober 2021 hat uns gezeigt, wie schnell aus
funk dafür maßgeblich der Grund. dem Überangebot mit freien Taxis und langen Standzeiten
plötzlich wieder – wenn auch nur für ein paar Wochen –
Dennoch braucht das Taxigewerbe in einer Zeit, in der die Kon- Alltag wurde und die Taxizentralen Probleme hatten, Aufträge
kurrenz nicht mehr der örtliche Mitbewerber ist, sondern andere an den Mann bzw. an die Frau zu bringen. Ebenfalls dauerte
Verkehrsarten im Kampf um jeden einzelnen Fahrgast uns gegen- es nur wenige Tage, bis die ersten Kollegen in der Engelhard-
überstehen, Zusammenhalt. In einer Zeit, in der weltweit aktive straße aufschlugen und uns mitteilten „die Pandemie ist
illegale und kriminelle Mietwagen-Vermittlungsplattformen das vorbei, ich fahre ab sofort wieder keine Schüler oder Kranke“.
Taxi vor die härteste Probe seit je stellen, darf es keinen Platz Wer hätte das gedacht …
geben für gewerbeinterne Auseinandersetzungen und Anfeindun-
gen. Um etwas zu bestehen, muss die hell-elfenbein Flotte an In diesem Sinne wünschen wir alles Gute für den bevorstehenden
einem Strang ziehen, auch und vor allem im Kampf gegen Para- Faschingsendspurt und die Fasten- respektive Starkbierzeit, auch
siten, die unter dem Deckmantel „Taxivermittler“ systematisch wenn dieser Teil des Jahres heuer abermals völlig anders ablau-
alle Kunden auf die Mietwagen-Seite ziehen. fen wird als vor Corona.
Wir denken, dass die Verantwortlichen der Münchner bzw. Bayeri- Ihre Taxi-München eG
schen Gewerbevertretungen erkannt haben, dass im Alleingang
kein Spiel zu gewinnen ist und auf (gewerbe-)politischem Parkett Thomas Kroker, Jörg Wohlfahrt, Ertekin Kocer
mit gemeinsamer Stimme gesprochen werden sollte. Es ist ein (Der Vorstand der Taxi-München eG)
Ding der Unmöglichkeit, sämtliche Einzel-Interessen unter einen
Hut zu bringen, das zeigt uns die aktuell aufkommende Debatte
über eine evtl. Änderung des Taxitarifs wegen des vom Bundes-
arbeitsminister vorgeschlagenen Mindestlohns von 12 Euro zum
1. Oktober 2022. Der Beschluss dazu von der Mindestlohnkom-
mission scheint derzeit nur noch Formsache, mit der Konsequenz,
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