Page 18 - Taxikurier November 2021
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TITELTHEMA 3
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➔ „NORMALES TAXI“ ODER GROSSRAUMTAXI ?
„Ein Taxi ist nie zu groß, aber oft zu klein“ … mit diesem Slogan wurden in München Anfang der 90er Jahre die ersten
„Taxibusse“ beworben. Damals stand die Mehrheit der Fuhrunternehmer dem Vorhaben sehr kritisch gegenüber. Oft war zu
hören, dass Großraumfahrzeuge den eigenen Markt schwächen, wenn der Kunde anstatt zwei Taxis nur noch eines benötigt.
Heute, 30 Jahre später, sind Großraumfahr- nen oder Matratzen wird tatkräftiges können. Eine Ablehnung der Fahrzeuge ist
zeuge ein fester Bestandteil in der Auf- Zupacken verlangt. Die psychische Belast- die Folge. Selbstverständlich gilt auch hier,
tragsvermittlung und nicht mehr aus dem barkeit ist dann gefordert, wenn Gruppen- dass der Fahrgast stets die freie Fahrzeug-
Taxigewerbe wegzudenken. Etwa jedes dynamik im Großraumtaxi den Lärmpegel wahl hat.
zehnte Münchner Taxi kann inzwischen im Taxi nach oben treibt und aus dem Taxi
mehr als vier Fahrgäste transportieren. ein Partybus wird. Schnell leidet darunter Das Fazit aus all diesen Argumenten ist,
Ohne diese Fahrzeuge hätten einige Ge- auch die Aufmerksamkeit des Fahrers und dass das Auftragsangebot für einen „Taxi-
schäftsfelder nicht erschlossen werden damit die Verkehrssicherheit. bus“ deutlich umfangreicher ist als für
können. Daher überlegen sich immer mehr einen PKW mit weniger Sitzplätzen. Dem-
Taxiunternehmer im Zuge einer Neuan- Die Beförderung von Gruppen bis zu 8 Per- entsprechend größer sind auch die zu
schaffung die normale Limousine durch ein sonen ist für alle Alters- und Einkommens- erzielenden Umsatzerlöse mit dieser Fahr-
Großraumtaxi zu ersetzen. Dieser Schritt schichten attraktiv. Von Schülern über zeuggattung. Trotzdem sollte man sich
mag wohlüberlegt sein, denn er bringt vie- Studenten bis zu Seniorengruppen ist eine auch der Schattenseiten bewusst sein und
le Vorteile, jedoch auch einige Nachteile Taxifahrt als Gruppe erschwinglich. Das Be- die Entscheidung vor der Anschaffung
mit sich. förderungsentgelt wird geteilt. Allein oder reiflich überlegen.
zu zweit ist die Belastung deutlich höher.
Die Nachfrage am Markt ist groß. Sehr Dagegen sehen sich Fahrer von Großraum- Zu guter Letzt muss auch einmal klarge-
groß. Allein bei den von der Taxi-München fahrzeugen regelmäßig mit negativen Er- stellt werden, dass in der Europäischen
eG durchgeführten Schienen-Ersatzverkeh- fahrungen am Taxistand konfrontiert. Fahr- Union motorisierte Fahrzeuge im Straßen-
ren (SEV) müssen häufig „normale“ Taxis gäste meiden den „Taxibus“ in der falschen verkehr mit nicht mehr als neun Sitzplät-
eingesetzt werden, weil nicht genügend Annahme, dass eine einzelne Person nicht zen als Personenkraftwagen (PKW) und
Großraumfahrzeuge zur Verfügung stehen. gerne befördert wird, oder dass ein Groß- Fahrzeuge mit mehr als neun Sitzplätzen
Bei Schülerfahrten und Zubringerdiensten raumfahrzeug im Taxiverkehr grundsätzlich als Kraftomnibus, umgangssprachlich Bus,
für Reisebusunternehmen verhält es sich mehr kostet als ein PKW mit Platz bis zu eingestuft sind. Der Begriff „Taxibus“ ist
ähnlich. Sowohl unsere Kunden als auch vier Fahrgästen. Für ältere und kranke Men- somit irreführend, da in Deutschland nur
die Taxizentrale würden einen höheren An- schen stellt die Einstiegshöhe ein konkre- Fahrzeuge mit maximal neun Sitzplätzen,
teil von „Taxibussen“ sehr begrüßen. Bei- tes Problem dar. Teilweise kann Abhilfe mit einschließlich Fahrer, als Taxi zugelassen
spielsweise kann die Taxi-München eG den einer fest installierten oder ausklappbaren werden können: „Verkehr mit Taxen ist die
Wunsch nach einem Großraumtaxi an ei- Trittstufe geschaffen werden, obwohl be- Beförderung von Personen mit Personen-
nem Sonntagabend oft nicht erfüllen, da fürchtet wird, wegknicken oder stolpern zu kraftwagen…“ (§ 47 PBefG). (TK)
alle entsprechenden Fahrzeuge mit Bus-
zubringer-Aufträgen beschäftigt sind. Auch
während Messen und Events treten immer
wieder Versorgungsengpässe auf. Bedauer- istockphoto
lich, denn hier geht dem Taxigewerbe viel
Potential verloren.
Voraussetzung für den erfolgreichen Fahrer
eines Großraumtaxis ist körperliche und
nervliche Belastbarkeit. Körperlich deshalb,
weil beim Befördern größerer Gruppen
meist viel Gepäck zu be- und entladen ist.
Die Ladevorgänge erfordern Engagement
und oft Geschick, um alles im Taxi zu ver-
stauen. Auch für den Transport von sperri-
gen Gütern wie TV-Geräten, Waschmaschi-
18 ⁄ TAXIKURIER ⁄ NOVEMBER 2021