Page 16 - Taxikurier Januar 2020
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TITELTHEMA
➔ „BARRIEREFREI“ – EINE TÄGLICHE HERAUSFORDERUNG
Sehr viele körperliche Behinderungen wirken sich auf das Mobilitätsverhalten aus. Das Schlagwort „barrierefrei“ hat im
ver gangenen Jahrzehnt enorm an Bedeutung gewonnen, und die Landeshauptstadt München ist hier nicht Nachzügler, sondern
Vorreiter: Eine repräsentative Umfrage stellte 2016 München als die barrierefreieste Metropole unter den fünf einwohner-
stärksten Städten Deutschlands dar. Vor allem im ÖPNV ist eine überdurchschnittliche schnelle Entwicklung feststellbar,
was die barrierefreie Ausgestaltung von Fahrzeugen und Haltestellen betrifft. Aber auch die Anpassung und Absenkung von
Bordsteinkanten an Einmündungen und Kreuzungen ist in München beispielhaft.
einbinden, indem die Taxizentrale in der eigenen Fahrdienst für Menschen mit
Engelhardstraße in 1995 den logistischen Schwerbehinderung, den wir Ihnen hier
Vermittlungsbetrieb für vier große Organi- vorstellen wollen. Der Mut zu diesem
sationen übernahm (BRK, Johanniter, Schritt wurde belohnt, aber lesen Sie hier-
Malteser und ASB). Dadurch wurde der zu das Interview auf den folgenden Seiten.
Fahrzeugeinsatz für die großen Vier effek-
tiver, wobei Fahrten für nicht- oder nur
leicht-behinderte Fahrgäste vom Taxigewer- Was ist eine Behinderung? Behindert
be zurückgewonnen werden konnten. im Sinne des SGB IX (Neuntes Buch Sozial-
Größte Probleme bereiteten jedoch die Zu- gesetzbuch) sind Menschen, wenn ihre
Das Verlangen nach Mobilität stellt ein ele- verlässigkeit von Fahrzeugen und Personal körper liche Funktion, geistige Fähigkeit
mentares Grundbedürfnis dar. Auch wenn (Der Verfasser weiß, wovon er schreibt, er oder seelische Gesundheit mit hoher Wahr-
der Weg mit Bussen und Bahnen nahezu war 1995 selbst als Zivi beim BRK im Fahr- scheinlichkeit länger als sechs Monate –
überall barrierefrei zu bewältigen ist, so dienstbüro tätig). In diesen Zeiten gründe- also nicht nur vorübergehend – von dem
verbleibt in vielen Fällen doch die Strecke ten sich die ersten privaten Beförderungs- für das Lebensalter typischen Zustand ab-
vom Wohnort zur Bahn und wieder zurück, unternehmen, die mit Spezialfahrzeugen weicht und daher ihre Teil habe am Leben
oder auch die Strecke zum Arzt oder in die am Behindertenfahrdienst partizipierten. in der Gesellschaft beeinträchtigt ist.
Klinik, die mit dem ÖPNV nicht oder nur Viele davon rekrutierten sich aus Taxiunter-
schwer erreichbar ist. In den späten 80er nehmern, die diese Nische im Beförde- Grad der Behinderung:
bis in die 90er Jahre betrieben die großen rungsmarkt erkannten und sich diese Lücke Die Schwere der Behinde-
Hilfsorganisationen ganze Flotten von zunutze machten. rung wird in Grad der
Behinderten-Spezialfahrdiensten, wo mit Behinderung (GdB) aus ge-
Kfz-Steuer befreiten, teils gespendeten Mit der Abschaffung der Wehrpflicht und drückt und zwar in Zehner-
Fahrzeugen mittels der kostenlosen Ar- somit auch der Zivildienstleistenden war stufen von 20 bis 100.
beitskraft von Zivildienstleistenden ein der Behindertenfahrdienst für die Hilfs- Als schwerbehindert gelten
geschäftsmäßiger, gewinnbringender Fahr- organisationen (zumindest in München- Personen, deren Grad der
dienst ausgeführt wurde, der teilweise auch Stadt) nicht mehr kostendeckend darstell- Behinderung mindestens
entgegen des eigentlichen Zwecks auch bar, weshalb aktuell nur noch vereinzelt 50 beträgt. In diesem Fall
sitzende Personen oder gesunde Fahrgäste solche Dienste durch Hilfsorganisationen kann ein Schwerbehin-
beförderte. Man hörte gelegentlich die Fra- angeboten werden. dertenausweis beantragt
ge „Nehmen wir heute ein normales Taxis werden, in den der GdB und
oder rufen wir den Fahrdienst, wenn wir Auch in 2019 ist die Nachfrage nach be- gege benen falls die ent-
zum Einkaufen wollen.“ Der damalige Vor- hindertengerechten Fahrzeugen im Taxi- sprechenden Merkzeichen
stand der Taxi-München eG konnte das gewerbe ungebrochen. Unlängst gründeten einge tragen werden.
Taxigewerbe in diese Geschäftsmäßigkeiten einige junge, engagierte Taxifahrer einen
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