Page 4 - Taxikurier November 2022
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Portraits: atelier-tacke.de




            EDITORIAL

            GEDANKEN ZUR AKTUELLEN LAGE























            Das war sie nun also, die von vielen so langersehnte Wiesn, nach   Zurück zu den Rekorden: es stimmt ja gar nicht, dass die Wiesn
            zweimaligem pandemiebedingtem Ausfall. Das größte Volksfest der   keine Rekord-Wiesn war, denn:  Es gibt unbestätigte Annahmen,
            Welt fand wieder statt, mit „Oider Wiesn” und den Festzügen, aber   welche die These vertreten, dass es noch nie mehr Mietwagen-
            ohne jegliche Beschränkungen, zumindest keine, die den Infek-  Fahrzeuge auf Münchens Straßen gab als während des Oktober-
            tionsschutz betreffen. Das Augenmerk lag nicht auf dem verdamm-  fests. Ebenfalls rekordverdächtig – und das im positiven Sinn! – ist
            ten Virus, sondern ob der diesjährige Wiesn-Hit „Layla“ gespielt   die Vielzahl an Kontrollen vor Ort durch die Polizei, den Zoll und
            wird oder nicht.                                  vor allem durch das KVR. Denn neben den legal arbeitenden Taxi-
                                                              und Mietwagen-Unternehmen traten wieder hunderte Fahrzeuge in
            Hätte der Wettergott, falls es ihn gibt, diese Wiesn gewollt, hätte   den Blickpunkt, die nur durch Inkaufnahme von Rechtsverstößen
            er wahrscheinlich anderes Wetter angeordnet: Doch der Wettergott   ihre Beförderungen ausführen konnten. Dies sind vor  allem Miet-
            hatte ein Einsehen mit unseren Herren (oder Experten) Lauterbach   wagen mit Verstoß gegen das Bereithaltungsverbot und gegen die
            und Wieler: Die meisten der 17 Festtage waren von niedrigen Tem-  Rückkehrpflicht zum Betriebssitz, es sind aber auch auswärtige
            peraturen und Regen überschattet, was sich in den Besucherzah-    Taxis, die sich im Gebiet der Landeshauptstadt München nicht
            len und den Umsatzrückgängen niederschlug. Trotzdem war die     bereitstellen dürfen und dies trotzdem tun, vor allem waren aber
            Wiesn ein Erfolg, auch wenn in mancherlei Hinsicht die Rekorde   wieder unzählige private Pkw festzustellen, die am Straßenrand
            der letzten Feste nicht gebrochen werden konnten.   wartende Personen einfach ansprachen und ohne jegliche Konzes-
                                                              sion oder Gewerbeanmeldung vorbei am Fiskus gegen cash beför-
            Wie sich dabei das Infektionsgeschehen auf die mittlere Zukunft   derten. Auch unter den Münchner Taxifahrern gab es wieder  einige
            auswirkt, ist zum heutigen Tage (dieser Text entstand aufgrund der   schwarze Schafe, die vor allem durch unerlaubte Bereit stellung
            Vorlaufzeiten zur Produktion des Taxikuriers bereits am 3. Oktober)   und Fahrtverweigerung auffielen, manche auch wegen Tarifverstö-
            nicht absehbar, allerdings ist die Zunahme von Inzidenz, R-Wert   ßen, gefälschter Quittungen, fehlender Tarifordnungen oder fahren
            und Klinikbettenbelegung nach der ersten Festwoche weitaus   ohne Taxischein.
              heftiger ausgefallen, als die vielen Profi- und Freizeit-Virologen
            vorausgesagt hatten. Doch wie gesagt, das Wetter hat hier seinen   Auch die Taxi-München eG war an 13 von den 17 Wiesn-Tagen auf
            Teil auch dazu beigetragen.                       den Straßen rund um das Festgelände unterwegs, um entsprechen-
                                                              de Verfehlungen, Mietwagen, privaten Pkws, fremden Taxis und
            Die Entwicklung des Infektionsgeschehen wird eventuell auch die   auch eigenen Taxis zu dokumentieren und abzustellen. Auch
            im November 2022 ordentliche Generalversammlung beeinflussen:     hierbei bestätigte sich wieder die traurige Erkenntnis, dass seit
            Sollten die Zahlen wieder astronomische Höhen erreichen, steht zu   dem Wegfall der Ortskundeprüfung im August 2021 überwiegend
            befürchten, dass abermals Beschränkungen für Versammlungen   mangelhaft qualifiziertes Fahrpersonal ins Gewerbe strömt und
            und die Gastronomie erlassen werden. Aber wir wollen hier nicht     gefährlich am Vertrauen unserer Kunden kratzt. Wenn Sie sich vor
            schwarzmalen und glauben bzw. hoffen, dass wir uns am 24. No-  Augen halten, dass bis Juli 2021 um die 75 % der Taxischein-Be-
            vember im Saal des Augustiner-Kellers wieder zahlreich sehen wer-  werber an der Ortskundeprüfung gescheitert sind, so reicht mitt-
            den. Neben den turnusmäßig ausscheidenden Mitgliedern des Auf-  lerweile ein guter Blutdruck und ein mittelmäßiger Sehtest, um
            sichtsrates gibt es bei dieser Generalversammlung ein Novum: Zum   Taxifahren zu dürfen. Wir brauchen deshalb dringend die kleine
            ersten Mal wird ein Mitglied in die neu zu bildende Disziplinarkom-  Fachkunde- Prüfung, die seit August 2021 per Gesetz für den Erhalt
            mission gewählt, welche aufgrund der Satzungsänderung in der   der FzF (Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung) erforderlich ist,
            letzten Generalversammlung nun Realität und unser Beschwer-  jedoch mangels Umsetzung der notwendigen Ausführungsverord-
            de-Management noch transparenter und effektiver machen wird.   nungen immer noch nicht geprüft wird. Es wird wahrlich noch
            Vorstandswahlen gibt es dieses Jahr keine.        spannend, wenn alle Inhaber dieser vorbehaltlich des Bestehens






           4 ⁄ TAXIKURIER ⁄ NOVEMBER 2022
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