Page 19 - Taxikurier August 2022
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werden nicht abgeschossen, sondern   Stadtbäche, im Untergrund, nennt sich   Patrizia AG, Söders Vertragspartnerin, hätte
             „entnommen”, Arbeitnehmer werden nicht   dann „Glockenbach” und fließt, jetzt alles   kommen können, stellte; wie üblich in
           entlassen, sondern „freigestellt”, die Wie-  unter irdisch, weiter zur Müllerstraße. Ab     Bayern, wenn es für die CSU unangenehm
           dervereinigungszusatzsteuer wurde uns    dort heißt er „Westlicher Stadtgrabenbach”   werden könnte, die Staatsanwaltschaft das
           als „Solidaritätszuschlag” verkauft, der   und führt über oder eigentlich unter dem   Verfahren kurzerhand ein. Kein ausreichen-
           Sperrmüllplatz wurde zum „Wertstoffhof",   Sendlinger-Tor-Platz, Stachus und Odeons-  der Anfangsverdacht, man habe keine
           der Schläger wurde zur  „gewaltaffinen   platz zum Hofgarten, wo er sich aufspaltet.     Unregelmäßigkeiten festgestellt. Stimmt,
             Person” und so weiter. Aber wenn Jung-                            in Bayern findet sowas regelmäßig statt.
           Schrotti als Schüler durch seine Ratscherei   Ein Ast verläuft, hier teils offen, entlang
           mit dem Banknachbarn den Unterricht   der Staatskanzlei in den Englischen Garten,   Sebastian Fiedler vom Bund Deutscher
             störte, hätte der Hinweis auf einen „bilate-  der andere Abzweig über das Lehel wieder     Kriminalbeamter und selbst der FW-Ange-
           ralen Meinungsaustausch” nicht geholfen.   Richtung Isar. Nur mal nebenbei.  ordnete Florian Streibl (Sohn des CSU-Mi-
           Der Lehrer bezeichnete es schnöde als                               nisterpräsidenten Max Streibl, 1988–1993)
           „Schwätzen”.                      Und noch ein „übrigens”: das wohnungs-    äußerten neben vielen anderen danach
                                             politische Engagement der CSU ist doch ein   unisono den Verdacht, bei der ganzen Sa-
           Aber nochmal zur Umweltverbundröhre:   wenig überraschend. Das war früher ganz   che bis hin zur blitzartigen Verfahrensein-
           „-röhre”? Das klingt doch eher abträglich.   anders, z. B. im Jahre 2013, als der Frei-  stellung durch die bayerische Staatsanwalt-
           Da ist jedenfalls noch Luft nach oben!   staat Bayern mit seinem damaligen Finanz-  schaft sei es nicht mit rechten Dingen
             Irgendwas mit „Kultur" oder „Kunst” im Na-  minister Markus Söder 32.000 Wohnungen   zugegangen.
           men macht sich immer gut, wie man schon   der „Gemeinnützigen Bayerischen
           ab Mitte der 90er Jahre beim „Kunstpark   Wohnungs gesellschaft” (GBW) an die in   Aber das ist lange her. Und während sich
           Ost”, der späteren „Kultfabrik”, sah, wo es   Augsburg  sitzende Firma „Patrizia AG” ver-  die Münchner CSU plötzlich um verschleu-
           nicht selten zu Schlägereien ... ähh ...   kaufte, die, eben als Aktiengesellschaft,   derten Wohnraum sorgt, bekommen die
             körperlichen Auseinandersetzungen unter   der Geldvermehrung ihrer Anteilseigner und  heutigen Mieter der Patrizia trotz gegentei-
           gewaltaffinen Personen wegen bedauerli-  nicht etwa dem Gemeinwohl verpflichtet   liger Zusagen Söders und der Immobilien-
           cher Missverständnisse beim Versuch der   ist. Dass gerade zu dieser Zeit ein Ermitt-  Heuschrecke seit Jahren regelmäßig saftige
           Völkerverständigung kam.          lungsverfahren gegen eine mit der Patrizia   Mieterhöhungen präsentiert. Ja mei.
                                             verbandelte  Firma „Alma Assets” wegen des
           Kurzum, Schrottis Vorschlag für den zu-  Verdachts auf Geldwäsche für russische
           sätzlichen Laimer Tunnel: „Umweltverbund-   Dunkelmänner  lief, wusste Söder als zu-  TUNNEL
           Kulturboulevard”.                 ständiger Minister angeblich nicht, obwohl
                                             bereits mehrere  Anzeigen gegen Alma   Die Fraktionsgemeinschaft FDP ⁄ Bayernpar-
                                               Assets und die mit ihr wiederum vernetzte   tei im Stadtrat brachte (MM vom 23. Juni)
           RUINE                             Firma „MDF Logistik” vorlagen. Der Proku-    einen „Donnersberger Tunnel” ins Gespräch
                                             rist der Firma Alma  Assets war zugleich Ge-  und möchte prüfen lassen, ob statt des in
           Das Haus Geyerstraße 17 befindet sich in   schäftsführer der MDF. Was für ein Zufall.   zehn bis 15 Jahren erforderlichen Neubaus
             allerbester Lage unweit des Baldeplatzes                          der Brücke auch ein Tunnel infrage käme.
           zwischen Westermühlbach und dem Alten   Aber wie gesagt, Söder, der Ahnungslose,   Damit könnten nämlich, so FDP-Fraktions-
           Südfriedhof und beherbergt außer der Knei-  wusste von all dem nichts. Und er wusste   chef Jörg Hoffmann, Abgase und Lärm von
           pe „Geyerwally” nichts. Niemand wohnt   auch nicht, dass die Patrizia schon länger   der Oberfläche verschwinden und zudem
           hier. Das Haus steht seit unglaublichen   im Verdacht stand, durch das Verschieben   neue Parkplätze geschaffen werden. ➔
           40 (!) Jahren leer.               ihrer Gewinne nach Luxemburg und zurück
                                             bereits jahrelang  aggressive Steuervermei-
           Die Stadtratsfraktion von CSU und FW   dung zu betreiben.
           (Freie Wähler) legte Anfang Juni dem
           OB Dieter Reiter (SPD) einen Fragenkatalog   Der Zoll und das bayerische LKA (Landes-
           vor und möchte u. a. wissen, weshalb das   kriminalamt) hatten längst verdächtige
           städtische Planungsreferat gegenüber den   Transaktionen entdeckt. Sogar das russi-
           Eigentümern bis heute kein Baugebot, also   sche Innenministerium hatte dem Bundes-
           eine Aufforderung zum Neubau oder der Sa-  kriminalamt geschrieben, die MDF werde
           nierung des Hauses, ausgesprochen habe.   für  Betrugshandlungen und Geldwäsche
           Das Referat und OB Reiter gaben bis zum     genutzt und man bitte um gemeinsame
           Redaktionsschluss dieses TAXIKURIER keine     Ermittlungen.
           Stellungnahme ab. Wahrscheinlich saugt
           man sich noch eine Begründung aus den   Am 7. Juni 2013 übergaben die Beamten
           Fingern.                          von Zoll und dem Bay. LKA ihre Unterlagen
                                             der Staatsanwaltschaft mit der Empfeh-
           Übrigens: der freilaufende Bach entlang der  lung, eine „Überprüfung des Sachverhalts
           Pestalozzistraße neben der Friedhofsmauer   sei dringend notwendig".
           (Fließrichtung stadteinwärts) heißt Wester-
           mühlbach. Erst bei der Pestalozzistraße 35   Aber bevor es zu einem Strafverfahren
           verschwindet er, wie fast alle Münchner     gegen das dubiose Firmengeflecht um die




                                                                                        AUGUST 2022 ⁄ TAXIKURIER ⁄ 19
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